Marktbericht
Am Ende der Woche hatten der DAX und die US-Börsen ihre Vortagesverluste bereits abgehakt. Starke Zahlen von US-Tech-Unternehmen sorgten für gute Stimmung bei den Anlegern.
Nach drei Verlustwochen in Folge haben erfreuliche Quartalsdaten der US-Technologieschwergewichte dem deutschen Leitindex DAX einen soliden Wochengewinn beschert. Auch in New York herrschte eine gute Stimmung. Nachdem Meta gestern für sinkende Preise sorgte, sorgten nun die deutlich höheren Umsätze und Gewinne der Google-Mutter Alphabet und Microsoft für steigende Kauflaune.
Der DAX schloss 1,36 Prozent höher bei 18.161 Punkten. Damit verzeichnete das Börsenbarometer einen wöchentlichen Anstieg von 2,4 Prozent. Die Enttäuschung über den Meta-Ausblick sei bereits vergessen, schrieb Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. „Die zwischenzeitliche starke Korrektur gehört der Vergangenheit an.“ Auffallend hohe Einzelhandelsumsätze deuten auch darauf hin, dass viele Menschen damit neue Artikel kauften.
Die Preiserholung kam für die Statistiker nicht unbedingt überraschend. Denn drei negative Handelswochen in Folge sind bei deutschen Standardwerten eine Seltenheit. Zudem liegt die DAX-Performance nach einer dreiwöchigen Durststrecke mit Verlusten bei durchschnittlich 0,5 Prozent, wie die HSBC-Charttechnik-Experten in einer aktuellen Analyse erläuterten.
Google-Mutter Alphabet punktete bei den Anlegern mit einem überraschend starken Gewinnanstieg, der erstmaligen Dividende und einem Aktienrückkauf. Die Aktien kletterten auf ein Rekordhoch von 174,71 US-Dollar. Der Marktwert überschritt damit die Zwei-Billionen-Dollar-Schwelle. Microsoft übertraf auch die Erwartungen der Anleger hinsichtlich Umsatz und Gewinn, vor allem dank der Einführung künstlicher Intelligenz (KI) in allen seinen Cloud-Diensten.
Auch an den US-Aktienmärkten ging es heute bergauf. „Nach dem Scheitern von Meta war das genau das, was die Märkte brauchten“, sagte Johan Javeus, leitender SEB-Ökonom. Während der technologielastige Nasdaq 100 um 1,65 Prozent stieg stieg, stieg der marktweite S&P 500 um rund ein Prozent. Der Dow Jones verzeichnete einen vergleichsweise moderaten Anstieg von 0,4 Prozent. Mit 38.240 Punkten erreichte der US-Leitindex im Wochenverlauf ein Plus von knapp 0,7 Prozent.
Die gute Berichtssaison und die erneute Euphorie im Tech-Bereich haben heute die Erkenntnis überschattet, dass die Inflation in den USA weiterhin hartnäckig bleibt. Die dortige Preisinflation, gemessen am PCE-Preisindex, war im März höher als erwartet. Constantin Lüer von der NordLB betonte, dass die Daten wohl die Haltung der Fed zementierten, den Leitzins nicht zu schnell senken zu wollen. Doch wirklich neu ist diese Erkenntnis nicht.
Unterdessen waren die US-Verbraucher im März trotz der hohen Inflation recht ausgabefreudig. Sie steigerten ihren Verbrauch im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent.
Der Wechselkurs des Euro pendelte weiterhin um die 1,07-Dollar-Marke. Zuletzt wurden genau 1,07 Dollar notiert.
Der japanische Yen verlor weiter an Wert. Nach der Zinsentscheidung der Bank of Japan fiel die Währung erneut auf den niedrigsten Stand seit 1990. Zum ersten Mal seit 34 Jahren mussten für einen Dollar mehr als 156 Yen bezahlt werden.
Die Ölpreise sind heute etwas gefallen. Nach leichten Zuwächsen im frühen Handel drehten die Kurse am Nachmittag ins Minus. Ein Barrel (159 Liter) Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete 88,85 US-Dollar. Das waren 16 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 15 Cent auf 83,42 Dollar.
Kurz vor dem Wochenende bremste ein stärkerer Dollar die Nachfrage und belastete die Ölpreise. Auf wöchentlicher Basis ging es jedoch bergauf. Seit Montag ist der Preis für Rohöl der Sorte Brent um fast zwei Dollar pro Barrel gestiegen. Ein Treiber ist die jüngste Entwicklung der Ölreserven in den USA. Regierungsdaten zeigten kürzlich, dass diese in der vergangenen Woche stark gesunken waren.
Bei den deutschen Einzelwerten war die sich abzeichnende Lösung für die schwächelnde Stahlsparte von Thyssenkrupp das Thema des Tages. Nach monatelangen Verhandlungen stimmte das Unternehmen einem Zusammenschluss mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky zu. Die Aktien von Thyssenkrupp stiegen zeitweise zweistellig. Am Ende stand ein Plus von 6,6 Prozent. Thyssenkrupp war der größte Gewinner im MDAX.
Der Kauf der Postbank könnte die Deutsche Bank weitere 1,3 Milliarden Euro kosten
Die Übernahme der Postbank könnte für die Deutsche Bank teure Folgen haben. Im Streit mit ehemaligen Aktionären des gekauften Instituts um die Angemessenheit des Übernahmepreises habe das Oberlandesgericht Köln heute darauf hingewiesen, dass es Teile dieser Ansprüche in einer späteren Entscheidung als berechtigt ansehen könnte, teilte das Frankfurter Unternehmen spät am Donnerstag mit Abend. Einer solchen Einschätzung widerspricht man nach wie vor entschieden. Dennoch beeinflussten die Aussagen des Gerichts die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer künftigen Zahlung durch die Bank.
Der Münchner Autobauer BMW will seinen Standort im chinesischen Shenyang für umgerechnet 2,5 Milliarden Euro für den Bau von Elektroautos seiner Modellfamilie „Neue Klasse“ ausrüsten. BMW und die Provinz Liaoning, in der sich die BMW-Werke befinden, haben eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Der größte Teil der Summe ist für das Werk Dadong vorgesehen. Ab 2026 sollen die Fahrzeuge dort vom Band laufen, teilte das Unternehmen mit. BMW-Chef Oliver Zipse sagte, die „Neue Klasse“ sei zweifellos die bisher größte Investition in der Geschichte seines Unternehmens.
Das ehemalige SAP-Vorstandsmitglied Michael Kleinemeier leitet dauerhaft den Aufsichtsrat des Pharma- und Chemiekonzerns Merck. Im Anschluss an die Merck-Hauptversammlung wurde der 67-Jährige für vier Jahre zum Vorsitzenden des Gremiums gewählt, wie das DAX-Unternehmen in Darmstadt mitteilte. Seit 2019 ist der Diplom-Kaufmann Mitglied im Aufsichtsrat von Merck.
Der Sport- und Geländewagenhersteller Porsche ist aufgrund der Erneuerung mehrerer Modelle deutlich schwächer in das neue Jahr gestartet. Der Umsatz sei von Januar bis März im Jahresvergleich um mehr als ein Zehntel auf 9,01 Milliarden Euro geschrumpft, teilte das Unternehmen mit. Das Betriebsergebnis des Konzerns lag mit 1,28 Milliarden Euro rund 30 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Der europäische Finanzinvestor CVC Capital Partners hat ein fulminantes Börsendebüt hingelegt. Der erste Preis für die Aktie an der Amsterdamer Börse wurde heute bei 17,34 Euro notiert. Das ist mehr als ein Viertel mehr als der Ausgabepreis. Der Börsengang der Investmentgesellschaft, zu der unter anderem die Mehrheit an der Parfümeriekette Douglas und dem Sportwettenanbieter Tipico gehört, wird zwischen 2,0 und 2,3 Milliarden Euro einbringen.
Der Waferhersteller Siltronic wird aufgrund der weiterhin schwachen Nachfrage für das laufende Jahr pessimistischer. Das Unternehmen rechnet mit einer weiteren Verzögerung der Markterholung, da die Kunden ihre hohen Lagerbestände langsamer abbauen als erhofft. Siltronic prognostiziert daher für 2024 einen Umsatzrückgang von rund zehn Prozent. Die Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf 21 bis 25 Prozent sinken.
Bayer-Chef Bill Anderson musste sich auf seiner ersten Hauptversammlung Kritik von Investoren stellen; Die Fondsgesellschaft Deka wollte Anderson nicht entlasten. „Herr Anderson, es ist Ihnen im ersten Jahr nicht gelungen, Vertrauen am Kapitalmarkt aufzubauen“, beklagte Deka-Experte Ingo Speich. Seit der letzten Hauptversammlung ist der Aktienkurs um 52 Prozent gefallen.
Der US-Öl- und Gaskonzern Chevron hat im ersten Quartal weniger Gewinn gemacht als vor einem Jahr. Dank jüngster Akquisitionen profitierte der Konzern von einer gesteigerten Ölförderung. Allerdings führten geringere Einnahmen aus verarbeiteten Produkten und niedrigere Erdgaspreise zu einem Gewinnrückgang auf 5,5 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr hatte Chevron rund 6,6 Milliarden erwirtschaftet.
Die US-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile US, konnte zu Jahresbeginn unerwartet viele Mobilfunkkunden gewinnen. Die Zahl der neuen Vertragskunden stieg nach Abzug der Stornierungen um 532.000. Damit lässt T-Mobile die Konkurrenz weiterhin hinter sich.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus musste im ersten Quartal einen Rückgang seines um Sondereffekte wie Währungsschwankungen bereinigten operativen Ergebnisses um ein Viertel auf 577 Millionen Euro verkraften. Hintergrund ist unter anderem ein aufgestocktes Mitarbeiteraktienprogramm.
Dank guter Geschäfte rund um die Marke HDI hat der Versicherungskonzern Talanx im ersten Quartal wie von Experten erwartet deutlich mehr verdient als vor einem Jahr. Der Gewinn kletterte um 35 Prozent auf 572 Millionen Euro.
Höhere Verkaufspreise gaben der VW-Nutzfahrzeugtochter Traton zum Jahresauftakt Rückenwind. Trotz eines Verkaufsrückgangs von vier Prozent auf 81.100 Fahrzeuge seien Umsatz und Betriebsgewinn gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Der Aktienkurs erreichte heute vorübergehend einen neuen Rekord.
Der Online-Broker FlatexDegiro wird nach einem starken Jahresauftakt etwas optimistischer und rechnet nun mit Umsatz- und Gewinnsteigerungen am oberen Ende der Prognosespanne. Demnach soll der Umsatz um 5 bis 15 Prozent und der Gewinn um 25 bis 50 Prozent steigen.
Sowohl Google als auch Microsoft haben gestern Abend nach US-Börsenschluss deutlich über den Erwartungen liegende Quartalszahlen vorgelegt. Die Google-Muttergesellschaft Alphabet steigerte ihren Gewinn auf 23,66 Milliarden US-Dollar von gut 15 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Das Werbegeschäft von Google konnte den KI-Herausforderern bisher problemlos Paroli bieten, die Werbeeinnahmen stiegen um gut 13 Prozent auf 61,7 Milliarden US-Dollar.
Auch Konkurrent Microsoft hat deutlich signalisiert, dass sich seine Investitionen in Cloud und künstliche Intelligenz auszahlen. Microsoft steigerte den Umsatz im dritten Quartal, das Ende März endete, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent auf fast 62 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn stieg um ein Fünftel auf fast 22 Milliarden US-Dollar.
Von Snap gab es im Internetbereich weiterhin gute Nachrichten; Zeitweise schnellte der Aktienkurs um 29 Prozent auf den höchsten Stand seit Dezember 2023. Der Mutterkonzern der Foto-App Snapchat überzeugte im letzten Quartal mit einem deutlichen Umsatzplus.